Vietnam

Unser Guide für eine 3-tägige Wanderung in Sapa

Für uns ein absolut unvergessliches Erlebnis!
Nicht nur die Natur ist in Sapa wunderschön, sondern auch die Kultur beeindruckend. Um Sapa herum leben noch viele “ethnic minorities”, welche sich teilweise traditionell kleiden und grundsätzlich noch viele Traditionen beibehalten haben: Kräuter als Medizin, Kleidung selber herstellen und Färben und bei Krankheiten zu einem Schamanen gehen. Wir waren fasziniert von dem “einfachen” Leben und haben wirklich viel von der Zeit mitgenommen. Doch beginnen wir von vorne.

1. Kontakt herstellen

Grundsätzlich könnt ihr gefühlt überall eine Trekking Tour buchen. Ihr könnt einen Tag, zwei oder drei Tage wandern gehen. Sowohl im Reisebüro in Hanoi ist eine Buchung möglich, bei der Ankunft in Sapa Stadt oder über die sozialen Medien. Macht euch beim Ankommen in Sapa darauf gefasst, dass viele Frauen vor dem Bus auf euch warten werden, um eine Trekking Tour zu verkaufen.
Wir haben damals über Instagram gebucht. Wie wir ausgerechnet auf Dinh gekommen sind, wissen wir gar nicht mehr, aber wir sind einfach nur froh darüber und möchten euch die Tour mit Dinh wirklich ans Herz legen. Sie ist eine super starke, kommunikative und wissbegierdige Frau! Über ihr Geschichte werden wir später nochmal genau berichten.

Trekking bei Dinh buchen

2. Vorbeitungen

Ausstattung:
Sollte euch noch etwas fehlen, macht euch keinen Kopf. Sapa Stadt ist genau darauf ausgelegt. Es gibt zahlreiche Shops in denen ihr euch für kleines Geld noch etwas kaufen könnt: Hosen, Oberteile, Regenjacken, Wanderschuhe, Regenschutz für den Rucksack etc. Denkt nur immer daran zu verhandeln!

Was ihr für eine 3-tägige Wanderung einpacken müsst, habe ich euch in einem seperaten Artikel aufgelistet: Packliste

Zu guter Letzt solltet ihr mit eurer Unterkunft abklären, ob ihr eure großen Backpacks / Koffer dort stehen lassen könnt. In der Regel ist das absolut kein Problem.
Noch ein weiterer Tipp: teilt eure Rucksäcke auf. Einen für die Wanderung und den anderen für die Unterkunft. Den Rucksack mit den Sachen, welche ihr lediglich in der Unterkunft benötigt, könnt ihr dem Mann von Dinh mitgeben. So braucht ihr kein unnötiges Gewicht mit euch rumtragen.

3. Trekking Tag 1

Noch kurz im Hotel beim Frühstück stärken und dann wurden wir um Punkt 9:00 Uhr von Dinh an unserem Hotel abgeholt. Da unser Hotel ziemlich weit unten am Berg lag, ging es mit dem Golfcar den Berg hinauf. Etwa auf Höhe des Sees wurden wir rausgelassen und starteten unsere Wanderung. Es ging eine kleine Seitenstraße hinauf. “Slow and Steady” war das Motto. Also langsame und stetige Schritte. Erstmal ging es nur bergauf. Dabei folgten uns zwei einheimische Damen mit einem großen Korb auf dem Rücken. Diese werden euch “leider” regelmäßig begleiten. Deren Ziel ist es, etwas zu verkaufen. Wir haben zu Beginn klargestellt, dass wir absolut keinen Platz in unserem Rucksack haben. Dennoch begleiteten uns die zwei Frauen weiter.

Nach etwa 20 Minuten trafen wir die ersten anderen Menschen und atmeten kurz durch, bevor es in den Wald hinein ging und immer weiter bergauf. Natürlich war es etwas anstrengend. Dennoch waren wir weit entfernt vom Hecheln oder dauerhaften Pausen. Wir konnten immer weiter gehen. Es war ein super angenehmes Tempo. Doch das allerbeste war, dass Dinh durchgehend von ihrem Leben erzählt hat. Dadurch waren wir so abgelenkt, dass uns die Steigung des Berges gar nicht auffiehl.

Unser erstes Ziel war der Dragon Mountain. Das war der anstrengendste Aufstieg des Tages. Also gibt es erstmal eine kurze Pause, bevor es die letzten Meter hinauf geht. Sprüht euch unbedingt vorher noch einmal mit Mückenspray ein. Da oben wimmelt es nur von denen. Aus dem Grund haben wir unseren Aufenthalt auf dem Dragon Mountain ziemlich kurz gehalten und haben unten die Drohne steigen lassen. Der Ausblick war schon atemberaubend. Auf der einen Seite könnt ihr auf Sapa Stadt schauen. Auf der anderen Seite seht ihr die zahlreichen kleinen Dörfer sowie die wunderschönen Reisfelder.

Wir haben aufgrund der Drohne recht häufig Pausen gemacht und uns Zeit genomen um durchzuatmen und die Drohne steigen zu lassen. Zeitstress habt ihr also definitiv nicht. Dadurch waren wir vielleicht eine der langsamsten Gruppen, aber dafür hatten wir die Ausblicke ganz für uns alleine.

Auf dem weiteren Weg sahen wir Zikaden und ganz viele Wasserbüffel – sogar mit Babys und am Baden. Wasserbüffel haben sich in SEA zu meinen absoluten Lieblingstieren entwickelt. Irgendwie strahlen diese großen und stämmigen Tiere eine absolute Ruhe aus.

Wenn ihr an dem kleinen Teich mit den Büffeln angekommen seid, geht es auch nur noch bergab. Die zwei Damen mit den Körben begelieteten uns weiterhin und halfen mir regelmäßig, wenn es etwas steiler wurde. Zudem erklärte uns Dinh unfassbar viel von der Natur, den Dörfern und Traditionen der “Black Monks”. Durchgehed waren wir am Reden, da wir so viele Fragen hatten.

Mittagspause. Nach 3,5 Stunden waren wir am Restaurant angekommen. Dort saßen zahlreiche Gruppen. Fast alle hatten schon aufgegessen. Wir bildeten das Schlusslicht. Hier konnten wir etwas entspannen und neue Energie tanken. Zu Essen gab es eine ganze Menge: Reis, Tofu, Gemüse, Rohkost und Wassermelone. Wir haben nicht alles geschafft – so viel war es. Zudem haben uns die beiden Frauen hier verlassen. Gekauft haben wir nichts. Dennoch gaben wir den beiden etwas Geld, weil sie mir zwischendurch eine große Hilfe und wirklich nicht aufdringlich waren.

Anschließend ging es nur noch bergab. Erstmal ganz entspannt über Asphalt und dann wieder einen schmalen Weg durch den Wald hinab. Die Aussicht war wie immer grandios. Reisfelder so weit das Auge reicht. Zwischendurch geht es noch durch einen kleinen Bambuswald und am Ende entlang eines Wasserfalls. Was für ein perfekter Tag.

Im Dorf angekommen, warteten bereits der Mann und Onkel von Dinh auf uns. Die beiden führen uns mit dem Motorrad den Berg auf der anderen Seite des Dorfes hinauf zum Homestay. Was für ein schönes Haus. Es ist zwar noch mitten im Bau, aber es lässt schon erahnen, wie schön es hier einmal sein wird. Über den Ausblick brauchen wir nicht sprechen. Reisfelder um einen herum und der Blick aufs Tal.

Erstmal duschen und kurz die Füße hochlegen. Dann gab es auch schon Abendessen. Mit der ganzen Familie: Kinder, Onkel, Schwiegermutter, Schwiegeroma und die Nachbarskinder. Das Haus war voll. Zu Essen gab es natürlich wieder mehr als genug: Reis, Tofu mit Tomatensauce, Suppe, Gemüse… Wir wurden satt – mehr als das. Zum Abchluss wurde noch “Happy Water” probiert. Schnaps. Einer hat mir definitiv gereicht. 😅
Dann ging es auch früh schlafen, denn morgen steht die nächste Wanderung an.

Schritte: 22.700
Distanz: 14 km

4. Trekking Tag 2

Bei bestem Wetter gab es erstmal leckeres Frühstück auf der Terasse. Für uns hat Dinh vegane Pfannkuchen mit Banane und Schokocreme gemacht. Köstlich und eine so große Portion, dass Tim mir helfen musste.

Die heutige Wanderung hat Dinh’s Schwägerin mit uns gemacht: Zoe. Ebenfalls eine super liebe Frau, welche zwar nicht ganz so gesprächig wie Dinh war, uns dennoch all unsere Fragen beantwortet hat und viel über die Natur zu berichten hatte. Direkt hinterm Haus startete unsere Tour und es ging in den Bambuswald. In Japan hatten wir schon einen Bambuswald besucht. Doch das war ein Witz dagegen. Der Wald war so dicht und einfach schön. Natürlich ging es erstmal ein Stück bergauf, doch die Wanderung war bei weitem nicht so anstrengend wie die am Tag zuvor.

Vorbei an und durch zahlreiche Reisfelder ging es weiter zu einem Aussichtpunkt. Von dort aus sind wir durch ein verwildetes Feld gelaufen. Hier haben wir kurz daran gedacht, dass eine lange Hose von Vorteil gewesen wäre. Im Nachhinein würden wir aber jedes Mal wieder kurze Klamotten anziehen. Nach dem anstrengendsten Teil des Tages ging es direkt zu einem Wasserfall. Im Teich davon konnten wir baden. Da Tim und ich nicht so die Wasserraten sind, kühlten wir uns nur mit den Füßen ab und machten uns etwas sauber. Die Erfrischung tat so gut. Es stoßen noch 5 weitere Wanderer dazu und zwei sprangen direkt ins Wasser hinein und schwammen dort. Als wir alle wieder am trocknen waren und die Pause genossen, sahen wir eine Schlange. Im Wasser! Zum Glück tauchte dies erst jetzt auf! Der Schock war groß. Aber Entwarnung: es handelte sich um eine nicht giftige Schlange.

Weiter ging die Wanderung. Entlang eines kleinen Baches, welcher zur Bewässerung der Reisfelder dient.Hier musste etwas balanciert werden. Rechts der Wald, links die Reisfelder, unter einem ein Bach. Was für ein tolles Erlebnis. Am Ende des Weges wartete wieder eine traumhafte Aussicht auf uns. Kurz machten wir es uns auf einem Stein gemütlch bevor wir uns auf eine Wiese setzten und den Ausblick genossen.

Weiter ging es bergab, bis wir an unserem Spot zum Mittagessen angekommen waren. Dieser befand sich im Tal und wieder einmal trafen wir auf viele weitere Wanderer. Uns wunderte es erneut, dass wir während des wanders kaum auf andere Gruppen trafen und beim Mittagessen dann plötzlich so viele andere Menschen sahen. An dem Tag konnten wir zwischen einer großen Portion Reis oder Nudeln mit Gemüse und Tofu wählen.

Zurück zu Dinhs Dorf ging es dann größtenteils am Fluss entlang. Links der Fluss und rechts von uns wieder blühende Reisfelder. Der Großteil des Rückweges war flach. Ich sage extra der Großteil, denn das Stück, welches wir am Vortag mit dem Roller hochgefahren sind, mussten wir diesmal noch bis zum Ende laufen. Und dabei nahmen wir selbstverständlich nicht die Straße, sondern gingen wieder durch Felder und Wälder. Der letzte Abschnitt hat sich wirklich gezogen und unsere Beine schmerzten.

Angekommen gab es direkt wieder eine Dusche und wir entspannten uns etwas, lagen die Beine hoch und stretchen uns ein wenig. Danach haben wir uns gemütlich auf die Terasse gesetzt und die Aussicht genossen. Leider war das Tal bedeckt von Rauch, da die ganzen Reisbauern ihre Felder abbrannten. Dann gab es wieder mit der gesamten Familie Abendessen und wir schliefen tief und fest.

Schritte: 18.200
Distanz: 11,2 km

5. Trekking Tag 3

Mit müden und schweren Beinen wachten wir auf. Die letzten beiden Tage merken wir echt in unseren Beinen. Immerhin hatten wir die vergangen Monate kaum Sport gemacht – außer zwischendurch ein paar Wanderungen. Obwohl sich auch ein kurzer Spaziergang bei 40 Grad, wie ein Workout anfühlte.
Am heutigen Tag waren wir sogar zu Dritt. Eine Frau aus Südkorea war mit dabei und wir verstanden uns auf Anhieb. Ihre Geschichte war ähnlich wie unsere – die Balance über Work stellen und das Leben genießen, solang man noch gesund ist.
Ich kann euch etwas die Angst nehmen: der dritte Tag war mit Abstand der entspannteste. Dennoch starteten wir natürlich erstmal bergauf. Wieder durch einen dichten Wald hindurch. Diese Nacht hatte es anscheinend etwas geregnet, denn der Boden war matschig. Doch mit der Hilfe von Dinh hat alles super geklappt.

Nach dem Wald folgten erneut die Reisfelder. Dort arbeiteten einige Männer ziemlich hart und trugen die 50kg Säcke den Berg hinunter, bis zu deren Motorrädern. Wir bewundern die Menschen jedes Mal aufs Neue. Solch eine harte körperliche Arbeit. Frauen, Männer und Kinder helfen täglich mit. Wir unterhielten uns lange über die Ernte und grundsätzlich die Arbeit, die das ganze Jahr über damit einhergeht.

Am Restaurant fürs Mittagessen angekommen, wurden wir wieder auf den Boden der Tatsachen geholt. Vor dem Eingang warteten zahlreiche Kinder auf uns und wollten Armbänder verkaufen… Während des Essens fing es an zu regnen. Den Regen warteten wir noch ab und dann mussten wir wieder an den Kindern vorbei. Diese folgten uns 5 Minuten lang und wichen uns keinen cm von der Seite. Doch wir blieben standhaft. Hoffentlich dürfen die Kinder in der Zukunft zur Schule gehen und müssen nichts weiter verkaufen.

Der weitere Abstieg war sehr entspannt. Mittlerweile konnten wir über die Reisfelder hinweg wieder Sapa Stadt sehen. Es war eine traumhafte Kulisse.

Im Dorf angekommen fing es wieder an zu regnen. Wir hatten das perfekte Timing. Wir kehrten in eine kleine Hütte ein, wo Dinh uns zeigte, wie die traditionelle Kleidung hergestellt wird. Vom Pflanzen des Hanfs, Weben des Stoffes sowie Färben dauerte der gesamte Prozess 2 Jahre!

Schwer beeindruckt endete hier unsere Wanderung. Mit Tränen verabschiedeten wir uns von Dinh. Wir hatten eine wundervolle Zeit sowohl in der Natur als auch mit Dinh und ihrer Familie. Kräuter, Traditionen und das einfache Leben haben wir hier kennen und lieben gelernt. Aus dieser Zeit haben wir so viel mitgenommen. Wir möchten euch die 3-tägige Trekking Tour wirklich ans Herz legen!

Schritte: 17.600
Distanz: 10,9 km

6. Die Geschichte von Dinh

Diese wollen wir euch nicht vorenthalten, denn wir waren schwer beeindruckt, was Dinh in ihrem jungen Alter schon erreicht und welche Träume sie hat!

Dinh wuchs in einem Dorf ohne Strom auf, weit oben auf einem Berg. Entgegen der Familie entschied sie sich zur Schule zu gehen. Dabei lief sie täglich 3h bergab und 4h bergauf, um an einer Schulstunde teilnehmen zu können. Sie war ehrgeizig und setzte ihren eigenen Willen durch, obwohl die Familie der Meinung war, dass Mädchen nicht zur Schule gehen müssen.

Eines Tages kam der große Glückstag. Ein Amerikaner wanderte in ihr Dorf und gab ihr und ihrer Nachbarin die Chance Englisch zu lernen. Das erste Mal fuhr Dinh mit einem Roller. Das erste Mal sah Dinh Sapa Stadt. Hier konnte sie Englisch lernen und übte auch fleißig danach noch weiter. Mit dem Amerikaner steht sie bis heute per Facebook in Kontakt.

Als Dinh ca. 15 Jahre alt war, wurde sie verheiratet. Ihren Mann hatte sie bis dahin noch nie gesehen! Im Gegenzug erhielt ihre Familie 10kg Reis. Diesen brauchten sie dringend, da die Ernte in dem Jahr schlecht war und die Familie schon länger hungern musste. Oft gabe es nur eine kleine Portion Reis pro Tag. Und das bei der harten körperlichen Arbeit, die jeden Tag auf den Reisfeldern verrichtet werden muss.

Dinh hatte Glück. Sie wurde an einen sehr freundlichen und liebenswerten Mann verkauft. Bereits mit 15 Jahren wurd sie das erste Mal schwanger. Mit dem Baby auf dem Bauch gebunden, half sie weiter mit auf den Reisfeldern. Vorne das Baby, hinten den Reis. Für uns unvorstellbar. Ein Jahr später folgte der zweite Sohn.

Aufgrund ihrer Englischkenntnisse fing sie an für eine Unterkunft zu arbeiten und Trekking Touren anzubieten. Tourist:innen halfen ihr eine eigene Seite im Internet zu machen, um sich selbstständig zu machen. Wieso soll man für andere arbeiten, wenn 100% der Einkünfte für sie sein könnten? Mit einem Handy eröffneten sich neue Möglichkeiten für Dinh.

Mittels der Trekking Touren baut sie sich derzeit ihren Traum auf. Ein eigener Homestay. Daran wird hart gearbeitet. Die ganze Famile hilft dabei das Haus fertig zu bekommen. Als wir dort waren, war die Küche gerade im Bau und das Dach fehlte noch.

In Zukunft wünscht sich Dinh, dass Volunteers bei ihr einziehen und den Kindern aus dem Dorf Englisch beibringen. Denn nur durch ihre Englischkenntnisse war es ihr möglich einen anderen beruflichen Weg einzuschlagen und später sogar selbstständig zu machen.

Dinh träumt groß. Schon immer. Und geht ihr eigenen Weg. Das finden wir toll. Bis heute sind wir so beeindruckt von ihrem Leben und was sie bereits mit 22 Jahren alles erreicht hat. Sie ist eine liebevoller Mutter, eine starke Ehefrau und große Träumerin. Sie möchte im Dorf etwas verändern. Den Kindern eine Chance geben aus dem Dorf raus zu kommen und sich weiterzuentwickeln. Wir glauben an dich, Dinh!

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