Freude, Anstrengung, Schweiß, Meckern, noch mehr Schweiß, Erleichterung, Wut, Stolz. Dies beschreibt unser Gefühlschaos während der 3-tägigen Wanderung auf den Mount Rinjani ziemlich gut.
Habt ihr schon einen Vulkan gesehen? Vielleicht sogar schon einen Bestiegen? Genau das haben wir in Indonesien gemacht. 3 Tage sollte die Wanderung insgesamt gehen. Der Vulkan befindet sich auf der Insel Lombok und ist zuletzt im Jahr 2018 ausgebrochen. Eine Tour ist ausschließlich mit einem Guide möglich, denn die Wanderung auf 3.726m ist nicht zu unterschätzen. Haben wir es geschafft? Dies erfahrt ihr weiter unten.
Buchung / Vorbereitung
Ganz kurioserweise sind wir an die Buchung der Trekking Tour gekommen: als wir vom Pier auf dem Weg in unsere Unterkunft waren, erzählte unser Taxi-Fahrer von der Wanderung auf den Vulkan. Wir tauschten unsere Nummern aus und wir bekamen von einem Kollegen zahlreiche Informationen. Immer wieder kamen uns neue Fragen in den Sinn, welche er uns zeitnah beantwortete. Somit buchten wir die Tour und nur wenige Tage später ging es los.
Leider können wir diesen Anbieter im Nachhinein nich empfehlen. Der Preis war gut, darüber können wir uns nicht beschweren. Dennoch sind einige Sachen, welche im Vorfeld angegeben worden sind, nie erfolgt.
Stattdessen möchten wir euch den Bruder unseres Tourguides empfehlen. Dieser macht sich gerade selbstständig und gibt einen großen Teil seiner Erträge an bedürftige Familien weiter. Gerne möchten wir dies unterstützen.
Hier ist also sein Instagram Account: guslombok1
Einen Tag zuvor
Der Transport von der Unterkunft bis zum Homestay nahe des Vulkans ist bereits inklusive. Wir sind gegen Mittag angekommen und hatten den Tag zur freien Verfügung. Wir haben die Zeit genutzt und sind zu einem nahegelegenden Wasserfall gelaufen.
Am Abend gab es dann die angekündigte “Einweisung”. Dies war die erste Enttäuschung. Beim Abendessen in einer anderen Unterkunft haben wir eine wirklich professionelle Einführung mitbekommen und hat wohl die Erwartung, dass dies bei uns genauso sein wird. Fehlanzeige. Neue Informationen hatten wir leider nicht bekommen. Dafür konnten wir all unsere Fragen loswerden und nun endlich mit dem Packen beginnen. Wir gingen früh schlafen, um am nächsten Morgen fit zu sein.
Tag 1 – der Weg zum Basecamp
Um 8 Uhr gab es ein kleines Frühstück und um 9 Uhr wurden wir von einem Pick-up abgeholt. Unsere Gruppe bestand insgesamt aus 11 Personen + zwei Guides. Auf der Ladefläche ging es zum Gesundheitscheck – wenn man dies so nennen kann. Wenige Minuten später waren wir am Starpunkt angekommen. Sowie hunderte weitere Menschen. Die Menschenmassen schreckten uns im ersten Moment ziemlich ab. Doch es verlief sich ziemlich schnell.
Die Wanderung zum Krater des Mount Rinjani kann also losgehen.
Die ersten zwei Positionen waren leicht zu erreichen. Lediglich die starke Sonne machte den Aufstieg etwas anstrengend. Ansonsten war die Erhebung ziemlich moderat. An der zweiten Position gab es dann auch Mittagessen. Der Platz erinnerte an ein Festival. Hunderte Menschen saßen auf Picknickdecken dicht nebeneinander. Zu Essen gab es Reis, etwas Rohkoste und Tempeh sowie einen großen Teller Ananas. Genießt die Pause in vollen Zügen, denn anschließend wird es wirklich anstrengend.
Ab jetzt macht ihr ordentlich Höhenmeter. Es wird anstrengend. Sehr anstrengend. Atmet tief durch die Nase ein und durch den Mund aus. Dies wird aufgrund des Sandes empfohlen. Zudem reguliert ihr dadurch euren Herzschlag. Langsam und stetig ist hier das Motto.
Besonders von Position 4 bis zum Basiscamp wird es hart. Ehrlich gesagt bin ich hier ziemlich an meine Grenzen gekommen. In dem Moment hätte ich alles getan, um Wanderschuhe sowie Wanderstöcke getan. Die Wanderung ist machtbar. Wir haben es auch ans Ziel geschafft. Doch sie hat uns auch an unsere Grenzen gebracht. Besonders herausfordernd ist der Untergrund. Ihr lauft durchgehend auf Sand, rutscht immer wieder und sinkt tief ein. Doch aufgrund unseres motivierendes Guides sowie vieler toller Wanderer haben wir es geschafft. Alle reden einem gut zu und gemeinsam schafft man den Aufstieg.
Am Basiscamp angekommen, hat unsere restliche Gruppe auf uns gewartet und uns voller Jubel empfangen. Die Zelte wurden bereits aufgebaut und wir haben uns schnell im Zelt aufgewärmt, denn oben war es ziemlich kalt. Eine lange Hose sowie ein dicker Pullover sind dort Pflicht.
Am Abend gab es noch ein warmes Essen sowie eine Einweisung für den nächsten Tag, welche mir ehrlicherweise ein wenig Angst gemacht hat. Die Sonne ging früh unter und wir mussten definitv früh schlafen gehen, um fit zu sein. Doch erstmal genossen wir alle den klaren Himmel. So einen Sternenhimmel habe ich noch nie gesehen. Die Milchstraße war deutlich zu sehen!
Schritte: 22.468
Höhenmeter: 1.483
Tag 2 – Sonnenaufgang am Krater des Mount Rinjani
Um 2:00 Uhr klingelte der Wecker. Uns wurden ein paar Kekse sowie ein heißer Tee gebracht und kurz darauf ging die Wanderung los. Besonders wichtig ist die Stirnlampe. Im Stockdunkeln geht die Wanderung los. Zwischen den ganzen Zelten hindurch ging es zum Austieg.
Dieser Berg hatte es in sich! Es ging 3 Schritte hinauf und 2 Schritte bergab. Der Sand war unfassbar tief und eigentlich waren alle nur am rutschen. Der gestrige Tag wirkte dagegen wirklich leicht. Insgesamt waren wir zu viert. Meine Freundin, ein Kanadier, Tim und ich. Dabei warteten sowohl der Kanadier als auch Tim immer wieder auf uns Frauen. Wir brauchten Pausen. Viele Pausen. Alle 10 Höhenmeter waren wir außer Atem.
Die Spitze des Kraters war bereits zu sehen. Allerdings verfärbte sich auch langsam der Himmel. Wir entschlossen uns dazu die Männer vorzuschicken, da diese wesentlich sportlicher waren. Meine Freundin und ich suchten nach einem geeigneten Ort, um es uns im Schlafsack gemütlich zu machen. Unser Guide motivierte uns allerdings noch ein Stück weiter zu gehen, um den bestmöglichen Blick auf den Sonnenaufgang zu haben. Dafür haben wir noch einige Höhenmeter hinter uns gebracht. In unserem mitgebrachten Schlafsack machten wir es uns gemütlich und wärmten uns auf.
Tim ist noch ein ganzes Stück weiter hinauf gegangen. Doch er hat es ebenfalls leider nicht bis zum Krater geschafft. Besonders die letzten 100 Höhenmeter hatten es in sich. Er genoss die Aussicht von weit oben, ließ die Drohne steigen und gesellte sich dann zu uns. Wir genossen den Sonnenaufgang gemeinsam, bevor wir uns schon wieder auf den Abstieg machten.
Denn es gab einen straffen Zeitplan für den Tag. Um halb 9 mussten wir zurück am Basiscamp sein. Andernfalls kann die weitere Wanderung nicht gemacht werden. Dieser Zeitdruck machte das Erreichen des Kraters für uns unerreichbar. Wir sind uns sicher, dass wir die Spitze des Vulkans erreicht hätten, wenn wir mehr Zeit gehabt hätten. Doch die hatten wir leider nicht.
Der Abstieg war spaßig. Wir nutzen den tiefen Sand, um hinunter zu gleiten. Dadurch dauerte es nur wenige Minuten, bis wir wieder am Fuß des Berges angekommen sind.
Angekommen am Basiscamp trafen wir eine Entscheidung:
Wir hatten gerade einmal halb 9 und wir waren schon seit 6 Stunden unterwegs und total erschöpft.
Direkt nach dem Frühstück sollte es 3 Stunden bergab zum See und den Hot Springs und weitere 4 Stunden bergauf gehen. Dabei drängte wieder die Zeit, da ein Aufstieg im Dunkel zu vermeiden war.
Wir wollten die Gruppe nicht weiter aufhalten und entschieden uns abzubrechen. Die Entscheidung fiehl uns nicht leicht und wir waren enttäuscht von uns. Doch einen weiteren Auftsieg hätten wir nicht geschafft.
Für uns ging es also wieder bergab. Fast 4 Stunden dauerte der Abstieg, welchen wir nicht alleine machen mussten. Einige andere Reisende hatten ebenfalls abgebrochen und begleiteten uns auf dem Weg hinab. An diesem Punkt waren wir sauer auf den Vertreiber des Trekkings. Niemand hat uns zuvor darüber aufgeklärt, wie anstrendend dieser Aufstieg wirklich ist. Selbstverständlich waren wir auch nicht gut ausgerüstet, aber dennoch haben zahlreiche Menschen die Wanderung abgebrochen.
Zurück am Startpunkt von der Mount Rinjani Wanderung wurden wir wieder in den Homestay gebracht. Dort schliefen wir noch eine Nacht, bevor es zum Entspannen nach Gili T. ging.
Schritte: 40.721
Höhenmeter: 2.370
Tag 3
Nach dem Frühstück ging es für uns zur Fähre. Sowohl die Fahrt dorthin als auch die Tickets zu Gili T. waren im Preis inkludiert.
Wären wir noch auf dem Mount Rinjani, würde heute der Rückweg anstehen. Von den übrig gebliebenen Teammitgliedern wurde uns berichtet, dass Tag 2 mit Abstand am härtesten war. Zwei Männer waren kurz vor dem Zusammenbruch. Alle waren froh es vor der Dunkelheit ins zweite Camp geschafft zu haben. Auch der Abstieg hatte es von dort wohl in sich.
Nach den angsteinflößenden Rückmeldungen waren wir ziemlich froh über unsere Entscheidung. Abzubrechen fiehl uns nicht leicht, aber es war das Richtige – für uns.
Fazit
Wir möchte euch gar nicht zu viel Angst vor der Wanderung machen. Viele haben die kompletten 3 Tage geschafft.
Allerdings würden wir zwei entscheidende Dinge beim nächsten Mal anders machen:
Ausstattung, Aufklärung
- Ausstattung: Wanderschuhe sind hier Pflicht.
Mit Sneakern ist es natürlich auch irgendwie machbar, aber wesentlich schwerer. Wir sind ständig umgeknickt und hatten keinen Halt in unseren Schuhe. Wanderschuhe erleichtern einen den Aufstieg zumindest ein wenig. - Training
Zum Zeitpunkt der Wanderung waren wir bereits seit 6 Monaten auf Weltreise. 6 Monate in denen wir ein paar Homeworkouts gemacht haben, mehr aber nicht. Ein wenig Vobereitung und Training hinsichtlich der Ausdauer würde ich empfehlen.
Um eure Kraft zu sparen, gibt es vor Ort die Möglichkeit mit einem Motorrad bis zur Position 2 zu fahren. Viele haben sich bereits vom Startpunkt bis zum Spot, wo es das Mittagessen gab, fahren lassen. Hierbei handelte es sich zwar um die einfachste Etappe mit den wenigsten Höhenmetern. Allerdings haben sich die Menschen die Energie für den steilen Part aufgespart. Für uns kam dies zwar nicht in Frage, aber im Nachhinein finden wir die Strategie auf langfristige Sicht gar nicht so verkehrt.
Was auch noch erwähnt werden muss ist, dass zahlreiche Menschen die Wanderung abgebrochen haben. Wir sind als 11er Gruppe gestartet. Allerdings haben nur 5 Personen die Tour komplett gemeistert. Sowohl am ersten Tag, als auch während des Aufstiegs zum Krater brachen einige Personen ab. Und das ist keinesfalls verwerflich. Ganz im Gegenteil. Wir geben die Schuld denjenigen, welche die Touren verkaufen. Denn der Verkauf geschieht ohne Aufklärung. Niemand wird vorab darauf hingewiesen, wie anstrengend die Wanderung ist und dass ein bestimmtes Mindestmaß an Sportlichkeit vorausgesetzt wird. Uns hat es wütend gemacht, dass nichts davon erwähnt wurde.
Das Basiscamp ist einfach gehalten. Wirklich einfach. Es gibt keine Toiletten, kein Toilettenpapier und kein fließendes Wasser. Dies wurde uns vorab ganz anders erzählt. Es sollte laut deren Aussagen Toiletten geben und einen Fluss in dem wir uns säubern können – ganz große Fehlanzeige. Unsere Gruppe hatte noch nicht einmal ein Toilettenzelt. Entweder gingen wir hinter einen Baum oder gingen bei anderen auf die Toilette. Im ersten Moment war die Enttäuschung über die Lügen groß, aber grundsätzlich fanden wir es überhaupt nicht schlimm, 2-3 Tage so zu leben.
Was jedoch noch sehr positiv hervorzuheben ist, war die vegane Erährung. Dies war nämlich während des Ausfluges gar kein Problem.
Kosten
Jetzt kommt die Frage aller Fragen. Wie viel hat das Erlebnis gekostet?
Erwartet jetzt kein 3-Gänge Menü oder sonstigen Luxus. Während der Zeit lebt ihr einfach. Doch allein dies ist schon eine Erfahrung wert.
Inklusive:
– Guide
– 3 Mahlzeiten pro Tag
– Wasser
– Zelte, Schlafsack, Isomatte
– Abholung vom Hotel
– Wegbringen zum gewünschten Zielort (bspw. zum Hafen + Ticket zu Gili)
– vorherige Übernachtung im Homestay inkl. Frühstück
Exklusive:
– Kosten für den Gesundheitscheck
– Evtl. Getränke
Würdet ihr auf den Mount Rinjani wandern?